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Selbstdisziplin

Poetry-Slam zum thema Selbstdisziplin von dominic kallen

Während meines Studiums konnte ich mich lyrisch und journalistisch weiterentwickeln. Dazu gehören auch künstlerische Textformen wie Poetry-Slams. Ich versuchte das Themen Prokrastination und Selbstdisziplin, welche während Homeschooling-Zeiten omnipräsent sind, humorvoll aufzugreifen.

Ich schaffte es ins Booklet der FHGR, welches die besten Texte des Jahrgangs ausgezeichnet hat. Hier findest du das ganze Booklet.

Viel Spass beim lesen!

Poetry Slam "Selbstdiziplin"

«Drrrrrrrrrrr!» Der Wecker klingelt, Zeit zum Aufstehen.
Nein, Zeit um sich nochmals im Bett umzu-drrrrrr!

Hä, macht man das im Homeschooling nicht so?

Anscheinend nicht.

Bevor ich mich nochmals umdrehen kann,
rattert der nächste meiner fünf gestellten Wecker.

«Leg los!», sagt die eine Stimme in meinem Kopf
«Los, leg dich wieder hin!», sagt die andere.

Schliesslich zieh ich meinem Wecker den Stecker,

bin also quasi der Vollstrecker meines Weckers,

denn draussen ist es alles andere als Schreibtischwetter.

Weiterschlafen …

… bis neun Uhr.

Dabei wollte ich doch eigentlich um sieben Uhr am Schreibtisch sein,
arbeitend an Literatur und verschiedenen Designs.

Durchs Fenster sehe ich die Natur im Sonnenschein,

doch ich bin wieder allein daheim im Kämmerlein.

Mein Sternzeichen muss etwas zwischen Schweinehund und Faultier sein,

so schenke ich mir zu später Stund’ noch ein Glas Weisswein ein.

Und das nicht zum Zeitvertreib, nein.

Ich ignoriere den Faktor Zeit einwandfrei,

denn ich muss ehrlich sagen, die Hausarbeit, die hat noch Zeit.

Das nennt man Homeschooling.
Agendacheck:

Noch 20 Tage bis zur Abgabe meiner Arbeit.

Ja, da hab’ ich tatsächlich noch eine Ewigkeit Zeit.

Ich brauche den Zeitdruck ja sowieso, damit ich was Ordentliches leisten kann,
während ich das sage, reagiere ich gegenüber mir selbst ganz einfühlsam.

Ich weiss, diese Angewohnheit kann sich giftig auswirken wie ein Fliegenpilz,

doch ich weiss auch, viele erkennen sich selbst darin wie in einem Spiegelbild.

Ich sollte langsam mal was schreiben, doch,
befinde mich in einem Loch,

Ertappe mich, wie ich einfallslos vor dem iPhone hock,

bin wie Wolfgang, denn ich hab keinen Bock.

(Kein Diss, ein wirklich super Dozent)

Mein Vokabular ist furchtbar statt fruchtbar,
meine Disziplin offenbar beinah unantastbar.

Die Pausendauer ist fantastisch elastisch

und meine Ideen sind nur sporadisch pragmatisch.

Egal.
Die Aufschieberitis setzt mich heute wohl wieder schachmatt,

und ich beschliesse kurzerhand,

dass dieser Tag als Ruhetag zu fungieren hat.

Gute Nacht.

Aber sind wir mal ehrlich;
Selbstdisziplin, wir kennen sie alle und hätten sie gerne,

doch als Normalsterblicher scheint sie unerreichbar wie Sterne.

Selbstdisziplin, ach wie schön klingt dieses Wort in meinen Ohren,
aber meine Devise ist:

Was du morgen kannst besorgen, das verschiebe auch auf morgen.

Ich verliere mich in Reimen, es wird immer schlimmer,
reime unreine Reime auf unreimende Unreime, ich hab’ doch keinen Schimmer.

«Ach sone Gugus!» Ich komm mir vor wie ein Spinner in meinem Zimmer.

Langsam bekomme ich jedoch ein bisschen Angst,
bin mittlerweile nahe bei der Abgabefrist angelangt.

Eiserne Disziplin ist nun gefragt, auch wenn ich mich ans Stuhlbein fesseln muss.
Mit «Sich-drücken-vor-der-Arbeit» ist nun endlich Schluss.

Diesmal reiss ich mich zusammen, auch wenn es weh tut wie ein Hexenschuss,

hab’ den Rhythmus intus und komm’ zum Schluss in den Genuss.

Und da steht der Text in einem Guss, Danke, Jesus Christus.

(Das war keine Predigt, aber der Reim war gut für den Lesefluss.)

Übrigens hab’ ich nun ein Wort mehr in meinem Wortschatz,
nämlich Prokrastination. Boah, krass!

Prokrastination, also quasi die Kastration der Faszination und Inspiration.

Prokrastination der Gegenspieler zur Produktivität,

Prokrastination der Erzfeind der Effektivität.

Abschliessend ein Zitat Franz Wilhelm Zieglers:
Die Disziplin ist die Mutter des Sieges.